Schüler gestalten Befreiungsfeier
Auch in diesem Jahr beteiligte sich die Mittelschule Neukirchen V. an der Befreiungsfeier in Zipf.
Die Schüler/innen der 4a Klasse, die den Talenteförderkurs “Bedenken und Erinnern“ besuchen, beteiligten sich am 28. 4. 2023 bei der Gedenkfeier des ehemaligen Konzentrationslagers Zipf-Schlier.
Texte, die an den Hunger und die Not der KZ-Häftlinge erinnern und zu Zivilcourage aufrufen, wurden vorgelesen.
Anschließend wurde unter dem Titel „Brot, das die Hoffnung nährt“, Hoffnungen der Schüler/innen vorgetragen. Während die Schüler/innen selbstgebackenes Brot verteilten, wurden die Besucher der Gedenkfeier eingeladen, für sich selbst Hoffnungen für die Zukunft zu formulieren.
Folgende Texte wurden vorgelesen:
Das Lied vom Brot
Ach über unserm Sehnen
Und über unsrer Not
Und hinter unsren Tränen
Da steht der Schrei nach Brot.
Wir zählen unsre Tage
Berechnen, was uns droht,
Erwägen Freud und Plage
Und messen unser Brot
So hoffen wir und harren
Auf Leben oder Tod
Und drehen uns wie Narren
Um Brot, um Brot, um Brot.
Aus Theresienstadt
Häftlinge
Hunger und Angst. Hunger und Angst
trümmern den Schädel.
Hunger und Angst. Hunger und Angst
höckern das Herz zu Stein.
Hunger und Angst. Hunger und Angst
brechen Knochen und Glieder.
Hunger und Angst. Hunger und Angst
trampeln den Nächsten nieder.
Brot rettet mich,
Brot tötet dich,
Brot, das du deinem Bruder entrangst
vor Hunger und Angst.
Aus Theresienstadt
Wie immer, wenn Murer am Tor steht, macht sich Angst unter den heimkehrenden Arbeiterinnen und Arbeitern breit. Alle wissen: Er ahndet jeden Schmuggel von Lebensmitteln oder Holz gnadenlos. Rasch findet er auch an diesem Abend sein Opfer: Eine junge Frau wird von ihm angehalten, es ist die in Wilna (der heutigen litauischen Hauptstadt Vilnius) bestens bekannte Sängerin Ljuba Lewicka.
Mit vorgehaltener Pistole zwingt Murer die Sängerin, ihre Taschen zu leeren. Ausgerechnet heute hat sie ein halbes Pfund Erbsen eingesteckt - mit Erlaubnis ihres Arbeitgebers, der Feldkommandantur Wilna. Murer lässt sie dennoch festnehmen und ins berüchtigte Lukiszki-Gefängnis bringen. Ein Todesurteil: Am 27. Januar 1943 wird Ljuba Lewicka in der Vernichtungsstätte Ponary erschossen, in einem Wald etwa zehn Kilometer außerhalb Wilnas.
Aus: Rosen für den Mörder von Johannes Sachslehner
„Zu der Zeit gab es noch keine Küche im Lager. Wir bekamen Brot, das in Ebensee von der Bevölkerung beschlagnahmt wurde. Abends gab es anfangs Brot für 6, jeder unter 20 Deka, dazu jeden Tag einen Margarinewürfel. Auch die Zivilbevölkerung hat immer wieder versucht, Häftlingen Äpfel, Kartoffel oder so etwas zukommen zu lassen. Die haben unter großem Risiko schon viel geholfen. Aber das war schwierig und der Kommandant hat´s natürlich verboten. Dann haben die Leute aus Ebensee sogar Kinder geschickt, um uns zu helfen.“
Aus einem Interview mit Ladislaus Zuk, der am 18.Feb. 1944 nach Ebensee kam. Aus: Christine Stahl: „Sehnsucht Brot“
Die tägliche Nahrung der Gefangenen bestand morgens aus einem minderwertigen “Ersatzkaffee“ oder einem minderwertigen Steckrübeneintopf, mittags aus einem Steckrübeneintopf und abends oft nur aus einem Stück Graubrot. Für die schwer arbeitenden Häftlinge reichten diese geringen Mengen nicht aus, um ihren täglichen Energiebedarf zu decken.
Aus: Christine Stahl: „Sehnsucht Brot“
An manchen Tagen starben mehr Menschen an Hunger und Seuchen, als selbst in den Gaskammern ermordet wurden.
Aus: Topic Extra, September 2015
„Alles, was an Grausamkeiten geschehen ist, habe ich längst vergeben. Aber die slowakischen Frauen, die uns Brot über den Stacheldrahtzaun geworfen haben, die werde ich mein ganzes Leben lang nicht vergessen“,
sagte Bischof Ludwig Schwarz am 3. März 2006 in der Krypta des Neuen Doms.
Brot, das die Hoffnung nährt…
Heißt es in einem bekannten Lied
Wir haben uns Gedanken darüber gemacht, welche Hoffnungen wir damit verknüpfen:
Die Hoffnung, dass wir Menschen endlich aufhören, anderen Menschen Schreckliches zuzufügen
Die Hoffnung, dass wir Menschen erkennen, dass anders sein eine Bereicherung ist
Die Hoffnung, dass wir Menschen das Streben nach Macht und Geld als menschenverachtend erkennen
Die Hoffnung, dass wir Menschen endlich lernen, dass nur die Begegnung auf Augenhöhe die Wahrung der Menschenwürde aller ermöglicht
Die Hoffnung, dass wir Menschen erkennen, dass unsere Selbsterhöhung Mitmenschen erniedrigt
Die Hoffnung, dass wir Menschen die Gier als das größte Übel erkennen
Die Hoffnung, dass wir Menschen endlich lernen, dass erst Respekt und Demut den Menschen zum Menschen macht